Fritz Kreisler – Klangchronik

Der Jahrhundertgeiger im Spiegel seines Zeitgenossen Hermann Hesse

Ein Bericht zwischen Dichtung und Wahrheit von ARMIN BRUNNER
Noëlle Grüëbler – Violine
Andrea Wiesli – Klavier

Auf dem Programm

Fritz Kreisler: Schön Rosmarin – Liebesleid – Humoreske – Albéniz Tango – Kleiner Wiener Marsch u.a.

Kompositionen von Ludwig van Beethoven – Claude Debussy

Es sprechen

Graziella Rossi – Helmut Vogel

Fritz Kreisler

Hermann Hesse

„Gestern abend war ich in einem Konzert, das sich von den Konzerten, welche ich sonst zu hören gewohnt bin, wesentlich unterschied. Es war das Konzert eines weltberühmten, mondänen Geigenvirtuosen, also eine nicht nur musikalische, sondern auch eine sportliche und vor allem eine gesellschaftliche Angelegenheit. Es verlief denn auch dieses Konzert durchaus anders als andere Konzerte, bei denen es sich bloss um Musik handelt.“

So beginnt die 1928 entstandene Betrachtung „Virtuosen-Konzert“, in der Hermann Hesse ein Konzert des Geigers Fritz Kreisler einer kritisch-ironischen Analyse unterzieht, ohne jedoch den Namen des Virtuosen zu erwähnen.

Zahllose Musikliebhaber auf der ganzen Welt und nicht wenige seiner Kollegen aus der Geigenwelt haben stets in überschwänglichen Tönen der Bewunderung von Fritz Kreisler gesprochen. „König der Geiger“ nannten sie ihn – oder „Der Klangzauberer“. Andere aber haben ihn als „eleganten Caféhausgeiger“ taxiert – und meinten das abschätzig.

An dieser abwertenden Beurteilung ist Kreisler nicht ganz unschuldig, hat er sich für damalige Zeiten ziemlich unbekümmert in die Arena des Populismus begeben und den Graben stets elegant übersprungen zwischen einer gefällig tändelnden Musik und der von den Puristen streng bewachten Ernsten Musik.

Wie sich die zwei Seelen in der Brust des Geigenvirtuosen Fritz Kreisler zusammenfanden und sich immer wieder versöhnten, hat man nie aus erster Hand erfahren und ebenso wenig aus den damaligen Feuilletons. Umso kompetenter hat Hermann Hesse über diesen musikalischen Spagat nachgedacht und seine zwiespältigen Eindrücke über das Phänomen Kreisler in seiner Erzählung „Virtuosenkonzert“, die im Zentrum dieses „Konzertanten Berichts“ steht, festgehalten.

Noëlle Grüëbler

Die Geigerin Noëlle Grüëbler konzertiert als Solistin und vielseitige Kammermusikerin rund um die Welt. Neben ihrer Liebe zur virtuosen Literatur, ihrem Einsatz für unbekanntere Werke und ihrer allerseits geschätzten Wandelbarkeit im Crossover verschiedener Musikstile gehören eine starke Bühnenpräsenz und ein samtener, inniger, agiler Geigenton zu ihren Markenzeichen. Auftritte führten sie in renommierte Konzertsäle, in die Schweizer Botschaften in Paris, Dublin, Bruxelles, Berlin, Washington D.C. und New York, ins Schweizer Fernsehen sowie an zahlreiche Musikfestivals wie z.B. Springfestival Budapest, Festival Gstaad, Humorfestival Arosa, Eilat Festival u.a. Seit 2018 engagiert sie sich ausserdem mit Meisterkursen für das ZJSO. Ihre Studien absolvierte sie mit Auszeichnungen bei Prof. I. Ozim am Mozarteum in Salzburg (Magister Diplom) und Prof. I. Rashkovsky am Royal College of Music in London (Artist Diploma).

Andrea Wiesli

Die Thurgauer Pianistin und Musikwissenschaftlerin Andrea Wiesli wurde 2020 vom Schweizer Rundfunk als „Musik-Detektivin am Klavier“ portraitiert. Ihre vielbeachteten Wiederentdeckungen der letzten Jahre sind in zahlreichen CD-Einspielungen greifbar. Sie studierte bei Konstantin Scherbakov an der Musikhochschule Zürich und erlangte sowohl Lehr- wie auch Konzertdiplom „mit Auszeichnung“. Als Solistin tritt die preisgekrönte Pianistin mit verschiedenen Orchestern im In- und Ausland auf. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurden in renommierten Reihen publiziert, darunter ihre bei Prof. Dr. Hans-Joachim Hinrichsen geschriebene Dissertation über die Schubert-Transkriptionen Franz Liszts. Für ihre Doktorarbeit wurde sie mit einem der begehrten Forschungskredite der Universität Zürich ausgezeichnet.

Graziell Rossi

Graziella Rossi absolvierte von 1979 bis 1982 die Schauspielakademien Zürich und Prag. Seit 1983 arbeitet sie als Schauspielerin in der Schweiz, in Italien, Frankreich, Österreich, in den USA und in Kanada in den jeweiligen Landessprachen. Im Jahre 1991 gründete sie das TiF- Ensemble. Seit 1998 gehört sie zu den ständigen Gästen des sogar theaters. 2003 erhielt Graziella Rossi den Förderpreis des Kulturraums Schaffhausen. Sie war in den letzten Jahren bei verschiedenen Theaterproduktionen in Hauptrollen zu erleben (u.a. Sabina Spielrein, Ohne Dich ins Ungefähre – Klaus und Erika Mann, Penelopiade, Meisterklasse, Sie streifen so nah am Geheimnis, Kellner Lear). Ausserdem trat sie als Sängerin bei musikalischen Abenden auf und wirkte in Hörspielen, Radioübertragungen und Filmen mit (ab 1999 als Abusinda in Lüthi&Blanc). Zuletzt brillierte sie in „Medea“ von Fiona Templeton und als „Rose“ im gleichnamigen Stück von Martin Sherman.

Helmut Vogel

Helmut Vogel erhielt seine Schauspiel- und Musikausbildung in Wien und Paris. Während 6 Jahren gehörte er zum Ensemble des Theater am Neumarkt in Zürich unter Peter Schweiger. Seit 1990 Mitglied des Vaudeville-Theater Zürich. Heute arbeitet Helmut Vogel freischaffend als Schauspieler, Regisseur, Sprecher und Sänger im deutschen und englischen Sprachraum und ist regelmässig im sogar theater und im Theater Rigiblick als Gast präsent. Zuletzt konnte man den Schauspieler u.a. in „Kellner Lear  (U. Widmer), „Mit der Güte der Menschen war’s wieder mal nichts“ (eine Walter Mehring-Revue), „Liebhaber ohne Adresse“ (Canetti-Motesiczky) sowie in einem Hanns Eisler-Abend erleben. Zu seinen Regiearbeiten zählen u.a. „Moskva Petuski“ und „Aufzeichnungen eines Psychopathen“. Seit Jahren prägen Helmut Vogel und Graziella Rossi die szenisch-musikalischen Lesungen zu Hermann Hesse.